Einmal Coach, immer Coach

Ich habe einen Bekannten, sein Name ist Ted und er ist ein junger Life-Coach. Er hat vor kurzem seine Coaching-Ausbildung abgeschlossen und hat sich direkt in die Arbeit gestürzt.

Neulich habe ich ihn bei einem gemeinsamen Bekannten wieder gesehen. Wir waren bei Karl, meinem Mentor, zum Kaffee verabredet. Karl ist schon etwas älter und bereits seit vielen Jahren Coach.

Ted berichtete über seine ersten Erfahrungen als Coach und wie viel Freude es ihm machte Menschen bei ihren Problemen zu helfen. Er war förmlich gehyped wenn er darüber berichtete.

Während des Abends und unseren gemeinsamen Gesprächen, bemerkten Karl und ich, dass Ted immer wieder auf sein Smartphone schaute, nur um dann einen enttäuschten Gesichtsausdruck zu machen. Wir kamen nicht umhin Ted auf sein Verhalten anzusprechen und nachzufragen ob den alles bei ihm in Ordnung sei. Ted erzählte uns, dass er sich gestern mit einem guten Freund gestritten hatte. Auslöser des Streites war wohl Ted, der etwas empfindlich auf eine Aussage seines Freundes reagierte und die Angelegenheit zum Streit eskalieren ließ.

Ted hatte schon früher ein solches Verhalten, gezeigt wenn ihn eine Aussage getroffen hatte und wenn ihm die betreffende Person wichtig war. Karl fragte, ob Ted bisher noch keine Zeit gefunden hat sich um dieses Verhalten zu kümmern?

Ted erschien ratlos und beantwortete die Frage mit einem Achselzucken und meinte nur, dass er nicht verstand warum er sich damit befassen sollte.

Karl musterte Ted ernst und fragte leise: “Hat nicht gerade dein enger Freund verdient, dass du ihm mit der selben Professionalität begegnest wie deinen Coachees? Solltest du ihm nicht genau so aufmerksam zuhören und mit ihm genau so bedacht kommunizieren? Du hast das Handwerkszeug gelernt um tiefgehende Veränderungen in Menschen zu bewirken aber willst nicht selber an dir arbeiten?”

“Wenn wir als Coach unser Büro verlassen, hängen wir die Fähigkeiten und Erfahrungen nicht wie einen Arbeitskittel an den Haken. Sind wir einmal ein Coach, mit allen Fähigkeiten die dazu gehören, dann sind wir immer ein Coach.”

Ted brauchte eine Weile bis er das Gesagte verdaut hatte. Sah jedoch schnell ein, dass Karl Recht hatte und versprach es das nächste Mal besser zu machen.